Eine wichtige Neuerung ist, dass jetzt alle Kühlberechnungen zeitabhängig simuliert werden können. Zudem sind das Abkühlen sowie das Aufheizen von einzelnen Sektionen des Werkzeuges zeitlich steuerbar. Damit ist jetzt auch der Variotherm-Prozess simulierbar. Das Grundprinzip einer solchen Prozessführung ist, dass das Werkzeug kurz vor dem Einspritzen des Kunststoffs bis auf nahe der Schmelztemperatur erwärmt wird und damit die Fließfähigkeit des Kunststoffs bis zur vollständigen Füllung des Werkzeugs erhalten bleibt. Anschließend wird, damit das Formteil erstarrt, das Werkzeug wieder abgekühlt, also auf Entformungstemperatur gebracht. Eine derartige Prozessführung unterstützt z.B. die fehlerfreie Abbildung von mikrostrukturierten Oberflächen, ermöglicht das Spritzgießen filigranster Wandstärken und eine Optimierung der Bindenahteigenschaften.
Eigenspannungen in Formteilen sind der maßgebliche Faktor für auftretende Bauteilverzüge. Mit der neuen Release werden Eigenspannungen basierend auf einem viskoelastischen Materialgesetz berechnet, die eine Relaxation der inneren Spannungen im Übergang Schmelze/Festkörper berücksichtigen. Der resultierende Verzug wird somit wesentlich realitätsnäher berechnet.
Optische Kunststoffkomponenten, wie Linsen oder Lichtleiter, werden in vielen Industriebereichen eingesetzt. Die optischen Eigenschaften werden durch die Verarbeitung stark beeinflusst. Eine wichtige Größe ist die Doppelbrechung. Der neue Optik-Modul hilft dem Produktentwickler durch seine Auswertemöglichkeiten die wichtigen Einflussfaktoren zu erkennen und den Prozess bezüglich einer guten, optischen Qualität zu optimieren.
Ein weiterer neuer Modul ermöglicht die Berechnung des Umspritzens von ICs. Wichtig für diese Bauteile ist die Analyse des Verzugs und einer Verformung oder Verschiebung der dünnen Kontaktdrähte. Auch der Vernetzungsprozess von Duromeren kann in der Simulation berücksichtigt werden.
Weiterhin ist es möglich, die RIM-Verfahren einschließlich des Verzugs zu berechnen. Genau wie beim Spritzgießen können die Ergebnisse über eine Schnittstelle in gängige Strukturanalyse-Tools exportiert werden, was eine genauere elastische Folgeanalyse von Betriebsbelastungen ermöglicht.
Das User-Interface von Moldex 3D wurde neu gestaltet. Wie in allen gängigen FEM-Systemen werden die Informationen des gesamten Prozesses in einer Ordnerstruktur verwaltet. Dadurch wird der User systematisch durch den Berechnungsprozess geführt. Eingabeparameter werden automatisch überprüft und fehlende Parameter gekennzeichnet.
Moldex verfügt bereits über Schnittstellen zu gängigen FEM-Systemen. Mit der neuen Release 9.0 wurden weitere Schnittstellen zu den Programmsystemen LS-Dyna und DigitMat umgesetzt.
In Moldex 3D ist eine komplette Materialdatenbank mit einigen tausend Materialien von allen großen Materialherstellern und für alle Kunststoffklassen integriert. Die Datenbank wurde in der neuen Version um 1044 Materialen erweitert bzw. Materialdaten überarbeitet. Zudem wurde die Materialdatenbank um in der Chip-Industrie verwendete Materialien ergänzt.